Liederkranz Ruppertshofen in den Orient entführt – Sultan Babu verlangt ALLES bevor er die Sänger wieder frei gibt
Völlig neue Wege ging der Liederkranz bei seinen diesjährigen Jahresfeiern. Vor sechsmal ausverkauftem Gemeindehaus in Ruppertshofen traten die Sänger eine musikalische Reise nach Damaskus an.
Der Abend begann stimmungsvoll, als die Sänger die dunkle Bühne mit Stirnlampen betraten. Sie boten als Sängergruß das traditionelle „Bergmannslied“ aus den Bergbaugegenden Deutschlands dar. Diesen hatte der Chor von dem Chorprobenwochenende in Weigmannsdorf bei Freiberg in Sachsen mitgebracht.
Sultan Babu aus dem fernen Damaskus, gespielt von Otto Kurz, hatte von einem besonderen Chor in Ruppertshofen gehört. Also ließ er den Chor bereits nach den ersten Liedern gefangen nehmen, um dessen Darbietungen ungestört genießen zu können. Immer umschwirrt von seinen beiden Lieblingsfrauen Fatima und Suleika. So lauschte Babu den Liedern „Ungarischer Tanz“, „Am Brunnen vor dem Tore“ und „Küssen verboten“. Doch das wollte ihn noch nicht zur Freigabe umstimmen. Der Chor blieb gefangen und der Sultan ließ sich die Unterhaltung durch Gesang und Tanz weiter gefallen. „Dann werden wir schon sehen“, hieß es regelmäßig, wenn es um die Frage ging ob der Chor nach erbrachten Darbietungen wieder frei sei.
Das passende Theaterstück „Hundert Kamele für die Braut“ entführte weiter in die Welt des Orients. Besonders den dort gelebten Brauch der Verhandlung um eine lebendige Mitgift (Kamele, Ziegen etc.) bzw. die Zuhilfenahme einer Wahrsagerin für ungeklärte Angelegenheiten.
Schon lange nun mussten die Sänger ohne ihre Frauen in Damaskus aushalten. Doch auch die Frauen wollten endlich ihre Männer wiederhaben. So zogen sie vor das Schloss des Sultans und machten einen solchen Aufstand, dass sie bei Babu vorsprechen durften. Nach kurzer Verhandlung hieß es, die Frauen sollten ihm etwas vortanzen. „Dann werden wir schon sehen…“
Doch auch das sollte noch nicht reichen, dem Sultan das Herz zu erweichen. Selbst die Beiträge der Scherrbachtaler mit „stand by me“ in einer etwas unkonventionellen Simultandolmetsch-Variante, der „Fata Morgana“ und dem „Hallelujah“ von L. Cohen ließen die Männer noch nicht wieder frei werden. Aber „wir werden dann schon sehen…“, hieß es nur wieder.
Selbst intensivstes gutes Zureden von Seiten des Vorstandes und des Dirigenten sollten noch nicht zum Erfolg führen.
Nach dem Vortrag des Liedes „Zigeunerleben“ ließ Sultan Babu noch immer nicht locker. Erst nachdem Dirigent und Liedschreiber Eduard Wacker in dem Lied „Fatima“ seine Eigenkomposition selbst solistisch darbot, hallte es wie ein Befreiungsschlag durch den Saal: „Der Männerchor ist wieder frei!“
Vor Freude sang der Chor noch „Dschinghis Khan“ und ließ damit die Abendfüllende Zeit im Orient hinter sich.
Für den besonderen Einsatz, diesen ungewöhnlichen Ablauf aus kurzen Spielszenen, Gesang und Tanz hinzubekommen, sei besonders folgenden Personen herzlich gedankt: der Pianistin Monika Förnzler, den Helfern hinter den Kulissen: Sieglinde Kurz, Stefanie Paul, Heike und Jürgen Schroth, Jochen Ehmann und allen anderen, die wie jedes Jahr zwei komplette Wochenenden für ein Gelingen der Veranstaltungen sorgten.
Was erwartet uns im nächsten Jahr? Wir werden schon sehen…
Hörbeispiele:
„Bergmannslied“, Aus dem Bergischen 1838, Satz: H. Lang
[audio:bergmannslied.mp3]
„Ungarischer Tanz“, Musik J. Brahms, Text E.A. Collin
[audio:ungarischertanz.mp3]
„Zigeunerleben“, R. Schumann op. 29 Nr. 3, Bearb. J. Herbeck
[audio:zigeunerleben.mp3]